Bo Milli
Bo Milli
Brutal ehrliche Indie-Pop-Songs
Mit freshem Sound besingt die junge Songwriterin ihre Freunde und die, die es noch werden könnten. Letztere bringen die charmante Norwegerin aber zum Grübeln. Es ist irgendwie anstrengend neue Freunde zu finden. Es ist hart und mühsam, herauszufiltern, welche Personen denn in den eigenen Freundeskreis gelassen werden sollten. Trotzdem –der Grundtenor von „Making Friends“ bleibt positiv.Die Instrumentierung kokettiert durchaus mit punkigen Elementen, erinnert stellenweise durchaus an den Vibe der goldenen 2000er Indiejahre mit Bands wie The Sounds, Yeah Yeah Yeahs und wie sie denn alle heißen. Bo Milli nimmt sich kein Blatt vor den Mund und transportiert ihre Gedanken –zu eben Freundschaft –ganz unverblümt in unsere Gehörgänge und weiter ins Gehirn. Was nach den 2 Minuten und 38 Sekunden von „Making Friends“ bleibt, ist das Gefühl, wie sehr man seine guten Freunde eigentlich zu schätzen wissen sollte. Freunde sind oftmals wichtiger als Beziehungen, Kollegen und Materielles. Wenn’s hart auf hart kommt, sind letztendlich immer die richtig guten, ehrlichen Freunde da, die einen selbst wieder auf Vordermann bringen. Und genau das strahlt dieser Song aus. Er ist positiv behaftet, er verbreitet ein sonniges Gefühl, hinterlässt aber auch eine mahnende Nuance an Skepsis „neuen“ potenziellen Freunden gegenüber.
Mit ihrer Neigung zur Selbstkritik und ihrem Talent, diese in Kunst zu verwandeln, ist Bo Milli eine wichtige neue Stimme in der Musik. Mit ihren tagebuchartigen Texten schreibt die superschlaue Umweltschützerin eine Hook nach der anderen, während sie durch ihren inneren Konflikt navigiert. Und in der Tat, indem sie ihr eigenes Leben in Worte fasst, hat sie unbewusst unsere kollektive Existenzangst erzählt. "Musik zu schreiben ist ein emotionales Ventil, aber es ist auch ein Puzzle", sagt sie und denkt über ihr Handwerk nach. "Mir kommen Sätze in den Sinn und ich versuche, die Teile zusammenzufügen. Und wenn meine Musik auch nur für einen Moment etwas Gutes im Leben von jemandem bewirkt, dann nehme ich jede Gelegenheit wahr, sie zu spielen."