Feb
22
Mittwoch
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Christian "KUNO" Kunert - RINGELBEATS

Eine musikalische Lesung

RINGELBEATS ist eine unernste Tragödie, ein Märchen voller Realität, gewürzt mit etwas Irrsinn und dem unvermeidlichen Ernst des Lebens. Der Roman erzählt aus heutiger Sicht von einer Zeit, an die sich einige gern erinnern, andere mit Grausen, von der aber noch nicht abschließend geklärt ist, ob es sie wirklich gegeben hat. Jacobus Kubisch, abgehalfterter Brettlkünstler, der bierselig Ruhestand und Zweisamkeit mit seinem Garten genießt, sieht sich plötzlich genötigt, auf sein Leben zurückzublicken: Jemand, der sich „Fährtendieb“ nennt, hat sich seiner Biografie bemächtigt und geht damit hausieren.

Was ist dran an seiner Vita, dass sie diebische Neigungen zu wecken, einen Hochstapler zu inspirieren vermag? Oder ist es ein Verehrer, der auf unkonventionelle Art den Hut ziehen möchte vor ihm? Warum nicht. Schließlich hat Kubisch die Menschen einst von Schnüren der Bevormundung befreit. Ein mutiger Streiter ist er gewesen, ein Mann des offenen Wortes in Zeiten der Verschlossenheit! Man hat ihn verehrt für seine Courage und später finanziell entschädigt für erlittenes Unrecht (wenn auch nicht besonders üppig). Er kann mit einem langen Gefängnisaufenthalt aufwarten, und das kann nun wirklich nicht jeder. Wann immer der Gesprächsstoff ausgeht, kann er sagen: „Übrigens, ich war schon mal im Gefängnis.

Kubisch reagiert zunächst euphorisch. Er fühlt sich geschmeichelt, glaubt gar an ein Comeback.

Er ist noch nicht vergessen da draußen. Es flattern noch Fahnen in seinem Wind. Er hat nur lange nicht hingesehen.

Doch bald bekommt er es mit mysteriösen Vorgängen zu tun, Argwohn mischt sich in sein Hochgefühl. Schließlich macht er sich auf, den geheimnisvollen Fährtendieb zu enttarnen und stößt dabei auf eine ernüchternde Wahrheit: Wenn er bisher geglaubt hatte, der Konflikt mit der Obrigkeit, Verfolgung und Haft und somit auch die Verehrung, die er für seine Standhaftigkeit erfuhr, all das feine Beiwerk, das seine Biografie schmückt, habe mit seiner Kunst zu tun oder damit, dass er so unerschrocken zu Werke gegangen war, muss er jetzt zur Kenntnis nehmen, dass etwas ganz anderes den Lauf seines Lebens bestimmte: eine vergessene Episode aus der Kindheit.

Christian KUNO Kunert ist gebürtiger Leipziger, sang im Thomanerchor, studierte Musik (Posaune) und spielte Keyboards bei der RENFT-COMBO, einer der bekanntesten DDR-Rockbands, die 1975 verboten und so zur Legende wurde. KUNO tat sich mit dem Liedermacher Gerulf Pannach zusammen. Beide wurden wegen ihrer Songs der „staatsfeindlichen Hetze“ beschuldigt, verhaftet und 1977 in den Westen abgeschoben, wo sie als Duo PANNACH & KUNERT bekannt wurden und mehrere LPs aufnahmen. Nebenher schrieb KUNO Theater- und Filmmusiken, auch Kabarettnummern. Anfang des neuen Jahrtausends kehrte er kurzzeitig als Frontmann von RENFT noch einmal auf die Rockbühne zurück. Lebt im Oberharz.

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