Jun
09
Donnerst.
KonzertPop

Postcards

Dream-Pop aus Beirut

Eine Postkarte aus Beirut bekommt man nicht alle Tage, denn obwohl die Stadt lange als das Paris des Nahen Ostens galt, ist sie heute nicht unbedingt ein gängiges Touristenziel. Beirut ist eher als Thema der Abendnachrichten in unserem Bewusstsein, mehr Krisenherd denn Kulturzentrum. Kein Wunder also, dass eine Gruppe aus Beirut , Libanon, erstmal neugierig macht. Den Postcards ist mit ihrem Debüt „I´ll be here in the Morning“ (2018) , dem Album „The Good Soldier“ (3.1.2020) Dream-Pop in Vollendung geglückt! Mit dem Album „After the Fire, Before the End“ (Okt. 2021) wurden die letzten 24 Monate im Libanon (Proteste, verheerende Explosion im Beiruter Hafen, staatliches
Komplettversagen, Elektrizitäts -, Wirtschaftskrise) verarbeitet. Im Falle der aufstrebenden Band liegt es auf der Hand, den Reiz des Exotischen zu beschwören, doch würde man damit den Postcards keinesfalls gerecht. Der markante Dream-Pop der Band verrät seine Provenienz nie, tönt vielmehr so, als wäre er vom Campus eines US-College ausgebüxt. Genau daran muss man ihn messen. Würden die Postcards auch aufhorchen lassen, wenn sie einem der musikalischen Hotspots der USA entsprungen wären? Aber ja! Denn in ihrer Musik trifft melodischer Feinklang auf den genretypischen Gitarrensound und einen Gesang, der im Ausdruck seinesgleichen sucht. Julia Sabra verfügt über einen Vortrag, der alle Verlorenheit und Sehnsucht fast beiläufig ins Mikro haucht.

Sabras nachdenklicher Liebreiz, das atmosphärisch dichte Spiel ihrer Bandkollegen und ein von zarten, zugleich eingängigen Harmonien geprägtes Songwriting machen die Postcards mit zum Besten, was das Genre zu bieten hat.

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